Reginald nahm seine Brille ab und polierte sie verwirrt, während er Edgar aus zusammengekniffenen Augen anschaute.
"Muss wohl eingeschlafen sein.. Aber ich kann mich an nichts erinnern. Eigentlich wollte ich nur über das Vorhandensein des Gefängnisses schreiben. Als interessanten Bestandteil der Gesellschaft hier. Also bin ich hergekommen.. Hab mir ein paar Notizen gemacht.. Mich in der Zelle umgeschaut.."
Er runzelte verwirrte die Stirn. Alles schien so verschwommen.. Seine Erinnerungen.. Seine Umgebung.. Ah! Seine Brille! Reginald setzt sie wieder auf die Nase, und plötzlich nahm alles Form an. Sein Blick fiel auf das kleine vergitterte Fenster. Auch seine Erinnerungen waren mit einem Schlag zurück.
"Ich weiß! Ich bin dort ans Fenster gegangen um rauszuschauen und nochmal alles durchzulesen.. Ziemlich dunkel hier abends.. Und dann.. Dann legte sich mir plötzlich ein Arm um die Schulter und zog mich zu sich und drückte mich an sich.. Und drückte mir einen Wattebausch unter die Nase.. Ein komischer, stechender Geruch. Das wars. An mehr kann ich mich nicht erinnern."
Er schaute fragend zu Edgar auf. "Ich hab keine Ahnung warum.. Ich mein, ich hab ja nichts wertvolles bei mir. Nichtmal Geld. Nur mein Notiz-"
Als er zur Demonstration das kleine ledergebundene Buch aus der Tasche ziehen wollte, erstarrte er. "Mein Notizbuch! Wo ist es?"
Erregt erhob er sich von der unbequemen Bank, woraufhin ihm kurz etwas schwindelig wurde. Verzweifelt stackste er in der kleinen Zelle umher.
"Hast du es irgendwo gesehen? Gefunden? Aufgehoben? ICH BRAUCHE DAS!"
Und er fuhr sich in einer Verzweiflungsgeste die fernsehreif gewesen wäre durchs Haar, womit er jeglichen Rest von Frisur zerstörte.
Reginald war etwas überrumpelt, immerhin war das Restaurant bis gerade noch leer und friedlich gewesen. Nun stand plötzlich eine Gruppe von fünf Unbekannten um ihn herum und gaffte ihn mehr oder weniger erwartungsvoll an. Umständlich stand er auf und streckte dem vordersten von ihnen, der sich gerade als Friseur vorgestellt hatte, die Hand hin. "Hullo hullo hullo.. Jah, ich bin in der Tat neu hier.. Reginald ist mein Name.. Ich bin hier um irgendwelche Berichte über - aber das interessiert euch bestimmt garnicht.. Friseur?" verwirrt betastet und verstrubbelte er seine Haare, die er noch eine Viertelstunde zuvor gekämmt hatte. "Hab ich schon wieder eine neue Frisur nötig? Wenn dem so ist, dann komme ich gerne mal vorbei. Wenn nicht, dann natürlich auch. Also, auf einen Kaffee oder so.. Aber wir kennen uns ja noch garnicht." Da fiel ihm ein, dass ja auchnoch andere Fremde dawaren. "Bei euch würde ich natürlich auch Kaffee trinken. Ein Teelöffel Milch, wenn es euch nichts ausmacht, dass ich Milch trinke. Könnte ja sein, dass ihr Laktoseintolerant.. Aber nein, wir kennen uns ja noch garnicht.. Wer seid ihr denn? Setzt euch doch ruhig her, ich geb euch einen Tee (oder Kaffee, mit Milch, Zucker oder ohne) aus. Natürlich nur wenn ihr nicht.. Ich störe doch nicht, oder? So als der Unbekannte? Wenn ihr natürlich etwas internes zu besprechen habt dann.. Also was ich sagen will, ihr müsst euch nicht verpflichtet fühlen. Also.. Naja, ich bin jedenfalls hier." Er lächelte schräg, wurde rot und setzte sich endlich wieder hin, um die Runde ängstlich anzustarren. Er hatte seinen Einstand hier eigentlich planen wollen, immerhin hörte man so allerhand merkwürdiges von diesem Viertel.. Womöglich hatten sie gruselige Bräuche Fremden gegenüber. Andererseits, der Friseur hatte auch gemeint, er wäre neu, und er sah unbeschadet aus. Natürlich, ob seine Haarpracht absichtlich so weiss war? Nicht, dass er zu irgendeiner Prozedur gezwungen worden war, bei der die Haare weiss und man selbst impotent wurde?! Nervös befummelte er seine Krawatte, die daraufhin drohte, ihm vom Hals zu fallen. Es war ja eigentlich nicht so, dass er Kinder wollte. Aber trotzdem.. So aus Prinzip..
Glücklich rührte Reginald in seiner extragroßen Tasse Tee. Bisher war der Tag vollkommen zu seiner Zufriedenheit verlaufen: er war mit seinem Köfferchen in das mysteriöse Stadtviertel spaziert, und da sein Vermieter erst in ein paar Stunden anwesend sein würde, hatte er es sich solange in dem kleinen Restaurant gemütlich gemacht, das glücklicherweise direkt gegenüber seiner neuen Wohnung war. nun harrte er gespannt und zugleich tiefenentspannt der Dinge, die da kommen würden. Laut den Beschreibungen sollte das Viertel ja ziemlich.. Speziell.. Sein.
Alter: 25 Biographie: Reginald lebte bisher ein relativ langweiliges Leben in der Stadt nahe der Spiralstadt. Dank seines reichen Onkels genoß er eine gute Schulbildung und begann danach, Medizin zu studieren. Trotz seines naturwissenschaftlichen Interesses brach er das Studium nach einigen Semestern ab und entschied sich stattdessen für Soziologie. Nach seinem Abschluss ergatterte er einen Job an seiner Universität, und diese schickte ihn geradewegs in die Spiralstadt, da sie dort von "alternativen Gesellschaftsformen" gehört hatte. Nun ist es seine Aufgabe, eben diese "Gesellschaftsform" zu "erforschen" und fleißig Berichte und Analysen über sie zu schreiben und an die Universität weiterzuleiten. Dazu ist er praktischerweise gleich hergezogen.
Charakter: Der junge Sozialwissenschaftler ist eher von der ruhigeren Sorte und redet nicht gerne über sich selbst, obgleich er die Gesellschaft anderer Menschen durchaus gern hat. Er ist einer der ewigen Beobachter, der sich selbst für zu unbedeutend hält, um irgendwie ins Geschehen einzugreifen, sondern lieber im Strom mitschwimmt und sich still und heimlich seine Gedanken dazu macht. Außerdem mag er Schokolade und gemütliche Sessel. Denn relativ faul und träge ist er noch dazu.
Aussehen: Reginald verfügt über blondes, leicht gelocktes Haar, das am morgen stets noch brav gescheitelt und zurückgekämmt, im Laufe des Tages aber eher wie die Stacheln eines verängstigten Stachelschweines aussieht, da er sich ständig hindurchfährt. Ansonsten ist sein Gesicht recht lang und langweilig und meist mit einer rundglasigen Brille bestückt. Auch seine Kleidung ist nicht besonders auffällig, aber korrekt. Meist besteht sie aus Tweed.