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Frozen inside without your touch without your love darling
Only you are the life among the dead
Edgar trällerte traurig sein Lieblingslied und sang dabei seine Lieblingsstelle ganz, ganz laut. So würden alle seinen Schmerz hören. Er, der tot war, unter den Lebenden. Alleine. So alleine. Und dort drüben, da tummelten sie sich. Ein weißhaariger kleiner Kerl, den er nichtmal kannte und der wohl neu war, erzählte gerade allen davon, dass er schon ganz viele neue Freunde hatte. Oh, was machte Edgar nur falsch. Das Leben war schlecht, so schlecht. Und so schwer für einen echten Vampir. Er seufzte traurig.
Dann fiel ihm ein, dass er Lucky noch etwas bezüglich seiner unheimlichen Dekoration fragen wollte. Er zuckte die Schultern, ließ Ballade Ballade sein und schlenderte möglichst cool zu der Grupper herüber. "Hallo ihr! Also.. ich wollte noch etwas fragen. Lucky, bist du dir sicher, dass die Tannengrün-Rosa-Kombination meine evhülness betont und alles mysteriös wirken lässt? Ich hab mir das ganze nun etwas länger angeschaut und weiß es nicht mehr so recht.. aber nun gut.. ich bin ein Toter, vielleicht kann ich sowas ja gar nicht wissen..." Er schniefte theatralisch. Innerlich freute er sich irgendwo schon auf die neuen Abendteuer, die er bestimmt mit der Gruppe erleben würde. Er erschrak. Böse! Böse! Nicht dümmlich grinsen! Edgar grinste dümmlich.

Reginald war etwas überrumpelt, immerhin war das Restaurant bis gerade noch leer und friedlich gewesen. Nun stand plötzlich eine Gruppe von fünf Unbekannten um ihn herum und gaffte ihn mehr oder weniger erwartungsvoll an. Umständlich stand er auf und streckte dem vordersten von ihnen, der sich gerade als Friseur vorgestellt hatte, die Hand hin.
"Hullo hullo hullo.. Jah, ich bin in der Tat neu hier.. Reginald ist mein Name.. Ich bin hier um irgendwelche Berichte über - aber das interessiert euch bestimmt garnicht.. Friseur?" verwirrt betastet und verstrubbelte er seine Haare, die er noch eine Viertelstunde zuvor gekämmt hatte. "Hab ich schon wieder eine neue Frisur nötig? Wenn dem so ist, dann komme ich gerne mal vorbei. Wenn nicht, dann natürlich auch. Also, auf einen Kaffee oder so.. Aber wir kennen uns ja noch garnicht."
Da fiel ihm ein, dass ja auchnoch andere Fremde dawaren. "Bei euch würde ich natürlich auch Kaffee trinken. Ein Teelöffel Milch, wenn es euch nichts ausmacht, dass ich Milch trinke. Könnte ja sein, dass ihr Laktoseintolerant.. Aber nein, wir kennen uns ja noch garnicht.. Wer seid ihr denn? Setzt euch doch ruhig her, ich geb euch einen Tee (oder Kaffee, mit Milch, Zucker oder ohne) aus. Natürlich nur wenn ihr nicht.. Ich störe doch nicht, oder? So als der Unbekannte? Wenn ihr natürlich etwas internes zu besprechen habt dann.. Also was ich sagen will, ihr müsst euch nicht verpflichtet fühlen. Also.. Naja, ich bin jedenfalls hier."
Er lächelte schräg, wurde rot und setzte sich endlich wieder hin, um die Runde ängstlich anzustarren. Er hatte seinen Einstand hier eigentlich planen wollen, immerhin hörte man so allerhand merkwürdiges von diesem Viertel.. Womöglich hatten sie gruselige Bräuche Fremden gegenüber. Andererseits, der Friseur hatte auch gemeint, er wäre neu, und er sah unbeschadet aus. Natürlich, ob seine Haarpracht absichtlich so weiss war? Nicht, dass er zu irgendeiner Prozedur gezwungen worden war, bei der die Haare weiss und man selbst impotent wurde?!
Nervös befummelte er seine Krawatte, die daraufhin drohte, ihm vom Hals zu fallen. Es war ja eigentlich nicht so, dass er Kinder wollte. Aber trotzdem.. So aus Prinzip..

Lucky war begeistert. Nun, da sie keine Tagesreise mehr auf sich nehmen musste, um einen Friseur zu besuchen, würde sie sicherlich vor Weihnachten noch Zeit finden, den Haarvorhang zu lichten, der ihr im Gesicht hing. Wie aufs Stichwort fielen ihr ein paar Strähnen ins Gesicht, die sie verzweifelt versuchte, wieder irgendwo auf ihrem Kopf zu befestigen, aber die blonden, samtigen Strähnen glitten einfach durch ihre Finger hindurch und hingen wieder vor ihren Augen. Lucky bließ genervt Luft durch ihren Mund nach oben, was die Haare kurz fliegen ließ. "Ich würde dir sehr sehr gerne sehr bald einen Besuch abstatten!" bekräftigte Lucky den neuen Friseur und schüttelte ihm die Hand.
Dann gingen sie in richtung Fy's. Die Diskussion über Tannengrün und Pink mit Henry lief leider nicht so besonders, aber Lucky würde es schon noch schaffen, diesen Banausen zu seinem Weihnachtsglück zu zwingen!
Als sie Fy's Restaurant betraten, drang eine wortwörtlich schräge Version von Bring Me To Life an Luckys Ohr und sie rümpfte kurz die Nase. Wieder mal ein stiller Hilfeschrei des "toten" Edgards, to life gebracht zu werden. Lucky mochte Edgar. Allerdings fürchtete sie sich vor der Stelle, an der Edgar das Wort life lang und schrill singen würde - so lang und schrill, dass es vermutlich kaum auszuhalten war. Sie konzentrierte sich also darauf, ihr Gehör gleich für dreiundvierzig Sekunden lang auszuschalten, als Capra sich umdrehte und verschwörerisch in die Runde blickte. Lucky hatte noch gar nicht begriffen, was los war, als Artie auch schon auf einen Tisch in der hinteren Ecke des Restaurants zustürmte.
Bring me to ... Lucky bereitete sich auf den ultimativ schrillen Ton vor, als das Klavierspiel glücklicherweise aprupt abbrach und Edgar auf sie zu kam. Sofern er ihr nicht eine Privatsession bieten wollte, war jetzt ja alles gut. Die Sonne hatte sich mittlerweile einen Weg durch die Wolken gebahnt und ließ Edgars Glitterpuder leuchten.
Während Lucky sich Edgars Frage anhörte, folgte sie Artie mit ihrem Blick, doch leider versperrte er ihr die Sicht auf den Neuankömmling.
"Ich finde definitv, Edgar, dass dein Sarg mit den pinken Weihnachtssternen alles toppt, ich meine.."
Da wich Artie zur Seite und Lucky erblickte einen blond gelockten Haarschopf. Ihr Herz machte einen Sprung. Sie ließ Edgar stehen und ging ohne ein weiteres Wort zu den anderen, die sich bereits um den Neuankömmling schaarten. "Ein Teelöffel Milch, wenn es euch nichts ausmacht, dass ich Milch trinke. Könnte ja sein, dass ihr Laktoseintolerant.." Wie rücksichtsvoll er doch war, dachte Lucky, zwängte sich zwischen Capra und Artie und strahlte ihn an. Die Sonnenstrahlen, die durchs Fenster fielen, ließ Luckys Haare leuchten. "Ich hätte gerne einen Tee mit Milch." sagte sie süßlich, als der Neuankömmling geendet hatte. Er nestelte nervös an seiner Fliege. Lucky hätte sie ihm gerne zurecht gerückt.

Mit bunten Wägen und lustiger Musik rollte der Zirkus einige Zeit später in die Spiralstadt ein. Ganz hinten in der Prozedur lief ein großer, grauer Elefant. Die Wägen zogen einmal durch alle Straßen des Viertels, um sich dann auf einer größeren Wiese davor niederzulassen. Hier wurden die bunten Zelte aufgebaut.

Capra war beim ersten Anzeichen von Bewegung draußen von der gemütlichen Kaffee-Tee-Milch-und-Zucker-oder-auch-ohne-Runde aufgesprungen um an das große Fenster von Fys Restaurant zu rennen und sich professionel hinter dem Vorhang zu verstecken, ihre Kamera griffbereit.
Bewundernd musterte sie die bunten Wägen. Wieviele Leichen da wohl reinpassen würden?
Als schließlich der Elefant vorm Fenster vorbeizog, wurde sie völlig aufgeregt. Auf einen Blick hatte sie erkannt und beschloßen - DAS würde Luckys Weihnachtsgeschenk werden!
Nur, wie sollte sie das anstellen? Der Zirkus würde sich kaum überreden lassen, den Elefanten loszuwerden. Die logische Schlussfolgerung daraus war: der Zirkus durfte garnicht wissen, dass er den Elefanten loswerden würde. Und wenn doch, dann musste man ihn daran hindern, das Tier zurückzuholen.
Nachdenklich kaute die Ziege auf ihrer Unterlippe herum. Sie hatte natürlich schon hunderte von Diebstählen studiert, also war sie gewissermaßen Expertin auf dem Gebiet. Trotzdem, einen ganzen Elefanten.. Sie würde Hilfe brauchen.
Stirnrunzelnd musterte sie den Rest der Truppe, der noch am Tisch saß und von dort aus den Zirkus bewunderte. Die hatten doch sicher auch noch kein Weihnachtsgeschenk für Lucky..

Gerade beendete Arti sein ganz entzückendes Tässchen Kaffee mit zwei Teelöffeln Milch und einem Teelöffel Zucker, als er fröhliche Musik von der Straße her hörte. Er sprang auf und hüpfte zum Fenster. Da sah er ihn - den Zirkus. Der Direktor, Clowns, Artisten, ein Zauber, Tiere - unter ihnen ein großer grauer Elefant - und viele andere Menschen zogen lachend und winkend die Straße entlang. Das war also der große Zirkus, von dem gesprochen wurde. Artemis war überaus entzückt.
Strahlend wandte er sich zu der Gruppe um, die größtenteils noch saß: "Der Zirkus! Seht nur! Werden wir zusammen eine Vorstellung ansehen? Das wär bestimmt total super!"

Edgar ging voller Eleganz und doch geheimnissvoll seines Weges. Es war ihm nicht ganz sicher, wieso er zu dem kleinen Steingebäude ging, welches den Abschaum der Spiralstadt einmauerte. Im Grunde genommen saß aber niemals jemand im Gefängnis, da in der Spiralstadt kein Abschaum lebte. Aber trotzdem, falls es eines Tages welchen geben sollte, war das Gefängnis zur Stelle. Und Edgar ging dorthin. Vielleicht sollte er sich selbst dort einsperren - immerhin war er ein Monster!
Gerade als er die offenen Zellentüren des verlassenen Gebäudes abschritt, fiel sein Blick auf eine Person, die in einer der Zellen kauerte. Gleich zweimal musste der stolze Vampir trotz seiner übermenschlich scharfen Augen hinsehen, damit er sich sicher sein könnte, dass er richtig sah.
"..Reginald? Wieso sitzt du hier rum? Die Zellentür ist doch offen!"
Ganz und gar verblüfft öftete Edgar das Schnappschloss und lies die Tür aufschwingen. So verblüfft war er, dass er für einen Moment vergaß, übertrieben düster, sexy und gutaussehend zu wirken. Er war einfach nur verdattert, wieso jemand in der offenen Zelle eines verlassenen Gebäudes saß, das eigentlich niemand brauchte.

Reginald nahm seine Brille ab und polierte sie verwirrt, während er Edgar aus zusammengekniffenen Augen anschaute.
"Muss wohl eingeschlafen sein.. Aber ich kann mich an nichts erinnern. Eigentlich wollte ich nur über das Vorhandensein des Gefängnisses schreiben. Als interessanten Bestandteil der Gesellschaft hier.
Also bin ich hergekommen.. Hab mir ein paar Notizen gemacht.. Mich in der Zelle umgeschaut.."
Er runzelte verwirrte die Stirn. Alles schien so verschwommen.. Seine Erinnerungen.. Seine Umgebung.. Ah! Seine Brille!
Reginald setzt sie wieder auf die Nase, und plötzlich nahm alles Form an. Sein Blick fiel auf das kleine vergitterte Fenster. Auch seine Erinnerungen waren mit einem Schlag zurück.
"Ich weiß! Ich bin dort ans Fenster gegangen um rauszuschauen und nochmal alles durchzulesen.. Ziemlich dunkel hier abends.. Und dann.. Dann legte sich mir plötzlich ein Arm um die Schulter und zog mich zu sich und drückte mich an sich.. Und drückte mir einen Wattebausch unter die Nase.. Ein komischer, stechender Geruch. Das wars. An mehr kann ich mich nicht erinnern."
Er schaute fragend zu Edgar auf. "Ich hab keine Ahnung warum.. Ich mein, ich hab ja nichts wertvolles bei mir. Nichtmal Geld. Nur mein Notiz-"
Als er zur Demonstration das kleine ledergebundene Buch aus der Tasche ziehen wollte, erstarrte er.
"Mein Notizbuch! Wo ist es?"
Erregt erhob er sich von der unbequemen Bank, woraufhin ihm kurz etwas schwindelig wurde. Verzweifelt stackste er in der kleinen Zelle umher.
"Hast du es irgendwo gesehen? Gefunden? Aufgehoben? ICH BRAUCHE DAS!"
Und er fuhr sich in einer Verzweiflungsgeste die fernsehreif gewesen wäre durchs Haar, womit er jeglichen Rest von Frisur zerstörte.

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